Kaum hat das Herz angefangen zu schlagen, ruht es wieder.
Manche sehen den Himmel, ohne jemals die Erde erblickt zu haben.
Ihr Licht blinkt nur aus der Ferne.

Sternenkinder💫

Sternenkinder („Sternchen“) sind Kinder, die leider bereits im Bauch der Mutter oder kurz nach der Geburt versterben. Bereits zu diesem Zeitpunkt besteht eine intensive Bindung zwischen den Eltern (v.a. der Mutter) und dem Kind, woraus sich eine starke und oft auch langanhaltende Trauer durch dessen Tod entwickeln kann.

Ganz heimlich still und leise, ging des nachts ein Engel auf die Reise.
Stieg die Stufen zum Himmel hinauf, verließ den Weg des Lebenslaufs.

Mit dem Kind stirbt die Hoffnung, die in das gemeinsame Leben gesetzt wurde. Wünsche und Träume werden schlagartig zerstört und plötzlich ist alles anders als am Tag zuvor. Es bleibt eine Leere.
Aus der Trauer über den Verlust entwickeln sich oft Schuldgefühle und Ängste.
Häufig suchen die betroffenen Frauen die Ursache bei sich und machen sich Vorwürfe. Gefühle wie Scham oder Verlust des Selbstwertgefühls treten auf.

Nicht selten entwickelt sich später bei dem Wunsch, erneut schwanger zu werden, gleichzeitig die Angst, ein weiteres Kind zu verlieren und die Angst, niemals (mehr) ein eigenes Baby in den Armen halten zu dürfen.

meine Trauer um dich, wird mich ein Leben lang begleiten, und sie wird mich verändern

Leider stehen die Paare mit ihrer Trauer oft alleine da. Es fällt ihnen schwer, von sich aus darüber zu reden. Das Gefühl, versagt zu haben, macht es noch schwerer.

Auf der anderen Seite haben Familie und Freunde oft Angst, etwas Falsches zu sagen und vermeiden das Thema. Für Außenstehende ist es schwer, sich in die Gefühlswelt der Betroffenen hinein zu versetzen, und sie können den starken Schmerz selten richtig nachempfinden.

Tatsächlich reagieren viele ungeschickt. Floskeln wie „das wird schon wieder“ oder „beim nächsten Mal klappt`s bestimmt“, sind lieb gemeint, allerdings wenig hilfreich. Sie werden dem Verlust und der Trauer um dieses eine Kind nicht gerecht.

Viel hilfreicher ist ein Zuhören und in den Arm Nehmen. Es muss nicht viel gesagt werden. Es reicht, einfach da zu sein. Viele Eltern haben das Bedürfnis, über ihr verstorbenes Kind zu reden. Das darf durch Nachfragen gerne unterstützt werden. Kommentare sind in der Regel völlig unnötig, Bewertungen fehl am Platz.
Wichtig ist es, darauf zu achten, ob die Betroffenen gerade Unterstützung wünschen oder lieber für sich alleine sind.

Hilfreich sind Menschen, die ähnliche Erfahrungen gemacht haben. Hier kommt das tröstende Gefühl auf, nicht alleine zu sein, nicht die Einzigen zu sein.

von der Erde gegangen – im Herzen geblieben

Vielleicht lassen sich die Betroffenen zu einem Spaziergang überreden. Hier und auch zuhause können kleine Abschiedsrituale eingebaut werden: vielleicht ein Papierschiffchen im Bach schwimmen oder einen Helium-gefüllten Ballon steigen lassen, eine Kerze gemeinsam anzünden, ein spezielles Lied anhören…. Auch Unterstützung bei alltäglichen Dingen, die in der Trauer schwerfallen (kochen, putzen, einkaufen, Botengänge), kann gut tun.

Der wichtigste Punkt ist immer der Respekt vor dem Trauernden, auch wenn uns manche Reaktionen unverständlich oder übertrieben erscheinen.

Manchmal reagieren Paare auch sehr pragmatisch. Sofort weiter machen, es erneut probieren. Sinnvoll erscheint es nicht. Körper und Geist brauchen Erholung, Trauer hat ihren Sinn. Durch den Aktionismus wird sie verdrängt.In dem Moment scheint es jedoch der einzige Weg zu sein, den Schmerz aushalten zu können.
Ratschläge bringen hier wenig. Der Schmerz oder die darunter liegende Angst sind zu groß, um Argumenten zu folgen.
Auch hier ist es wertvoll, einfach da zu sein. Zu fragen, wie es den Betroffenen geht oder ob man was tun kann, kann helfen. Manchmal kommen schroffe Antworten, manchmal wird die Trauer überspielt, und manchmal lassen sich damit auch die Schleusen öffnen.

Auch Schmerzen treten möglicherweise auf. Körper und Seele können weh tun. Musste die Frau ihr totes Kind gebären, kann der Schmerz besonders verankert sein. Es kann auch passieren, dass sie den Schmerz nicht loslassen kann oder will aus Angst, die Verbindung zu verlieren.

Das, was uns verbindet, ist stärker als die Entfernung, die uns trennt

Die Betroffenen können selbst etwas für sich tun oder für sich tun lassen.

Zuallererst können sie – sofern das Kind weit genug entwickelt ist – ihr Baby anschauen, vielleicht auch anfassen oder in den Arm nehmen und Zeit mit ihm verbringen. Manche haben Angst davor, aber ein Bild in Erinnerung zu haben, ist sehr wertvoll und fördert die Verarbeitung.

Einen Namen zu geben, macht den Kontakt persönlicher, zudem kann man ihn bei Erzählungen verwenden oder auf einem Kreuz am Grab festhalten. Damit wird auch bewusster, dass es sich hier um einen kleinen Menschen handelt, der nur leider die Erde wieder viel zu schnell verlassen hat.

Unterstützt durch Hebammen, Klinikpersonal oder Sternenkindfotografen, kann das Elternpaar nach der Geburt eines toten Kindes Erinnerungen durch Fotos, Fußabdrücke und ähnliches schaffen.

Seit Mai 2013 ist es Eltern von Sternenkindern möglich, die Geburt ihres Kindes beim Standesamt anzuzeigen und ihrem Kind damit offiziell eine Existenz zu geben. Ebenso seit 2013 können auch Kinder mit einem Gewicht unter 500g beerdigt werden – im Garten der Sternenkinder oder der Sternenwiese. Ein Besuch am Grab hilft, Kontakt zu halten, sich weiterhin verbunden zu fühlen oder sich ganz langsam zu verabschieden und innerlich zu heilen. Hier oder an einem anderen speziellen Ort können Geschenke wie beispielweise ein Kuscheltier abgelegt werden.

Jeder Elternteil eines Sternekindes braucht für alles seine ganz eigene Zeit.

Wie bereits oben genannt, können Rituale den Abschied erleichtern.
Eltern können einen speziellen Ring oder Kettenanhänger tragen. Manche lassen sich tätowieren. Ein Gedenkstein an einem besonderen Ort hilft, die Verbindung zu halten.

Glaube oder Spiritualität helfen, die Frage nach dem „warum“ zu klären und Halt zu finden. Ein Sternenkind kann zwar nicht getauft, jedoch gesegnet werden.

Gespräche mit dem verstorbenen Kind können können heilsam sein. Manchmal wird das verstorbene Kind auch gebeten, als Sprachrohr für ungeborene Geschwister (Regenbogenkinder) zu dienen.

Empfehlenswert ist, viel über den Verlust zu reden, mit Familie, mit Freunden, mit anderen Betroffen. Oft sind die Menschen überrascht, wie viele Frauen ebenfalls ihr Kind gehen lassen mussten. Natürlich kommt der Verlust in früheren Schwangerschaftswochen häufiger vor. Es ist ein gemeinsamer Schmerz, gemeinsam darüber zu reden, hilft.
Es kann auch hilfreich sein, einer Selbsthilfegruppe beizutreten, um sich dort in einem geschützten Rahmen auszutauschen.

während andere Kinder laufen lernen, lernt meins mit den Engeln zu fliegen

Es dauert seine Zeit. Schritt für Schritt kehrt die Normalität wieder ein. Wer den Weg gegangen ist, ist daran gewachsen. Der Prozess der Trauer kann große Stärke vermitteln. Vergessen wird der Verlust nie.

Meistens verschwinden auch die Schuldgefühle. Sich wieder vollständig, wertvoll und nicht defekt zu fühlen, kann dauern. Notwendig dafür sind Mut und Kraft.
Auch eine erneute Schwangerschaft kann heilen. Nur der Versuch, diese zu forcieren, schadet häufig mehr.

Sind sich die Frauen nicht bewusst, wie gestärkt sie aus dem Erlebten raus gegangen sind, bleiben oft Ängste bei einer erneuten Schwangerschaft.
Ängste können sich manchmal verselbstständigen und einen viel zu großen Raum einnehmen. Das kann zu Druck und Stress führen und sich damit unvorteilhaft auf Lebensqualität und Fruchtbarkeit auswirken.
Hier hilft es, sich medizinisch beraten zu lassen, um das Risiko eines zweiten Sternenkindes zu relativieren. Je nach Vorgeschichte können auch bestimmte Maßnahmen (Therapien) sinnvoll sein, um bei bekannter Ursache Wiederholungen zu vermeiden. Hier ist ein Arzt, dem das Paar vertraut, sehr wertvoll.

Manchmal schafft es das Paar -oder einer von beiden- nicht, mit der Situation zurecht zu kommen. Das hat nichts mit Schwäche zu tun, sondern ist abhängig von voraus gegangenen Erfahrungen, Erlebnissen und Überzeugungen. In diesem Fall ist es sinnvoll, sich professionelle Hilfe zu suchen. Das können Psychologen, aber auch Coaches mit unterschiedlichen Ansatzpunkten sein. Voraussetzung ist immer der Wunsch, etwas ändern und nicht mehr im Schicksal verhaftet bleiben zu wollen.

Ich wünsche allen Paaren, die ein Sternenkind haben, die Kraft, den Mut und die Ausdauer, um daran zu wachsen und zurück in ihr Glück finden. Alles Gute! ❤️

Für einen Augenblick
blieb die Erde stehen
und ein sanfter Sonnenstrahl
tastete sich behutsam durch die Wolken.
Er war klein und leuchtete
sehr hell in das Leben derer,
die ihn trafen.
Wir ahnten nicht,
dass er keine Chance
bekommen würde,
noch heller zu werden.
Kleiner Sonnenstrahl,
wir können es nicht begreifen,
dass Du nicht mehr bei uns bist,
und vermutlich werden wir es
nie verstehen.
Wir haben tausend Fragen,
auf die es keine Antwort gibt.
Eines aber möchten wir Dir sagen:
Danke, dass Du bei uns warst.
Es war ein wunderschöner Augenblick,
und Dein Licht wird immer in uns
weiterleuchten.

Zum Schluss noch eine Buchempfehlung:
Kleiner Engel, für immer in unserem Herzen: Trostgedanken für trauernde Eltern (Deutsch)
von Irmgard Erath  (Autor)

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