Was ist eigentlich der Unterschied zwischen Coaching und Psychotherapie?

Was ist eigentlich der Unterschied zwischen Coaching und Psychotherapie?

 

Wann ist wer der richtige Ansprechpartner?

Ganz schön verwirrend, das gebe ich zu.

Es liegt daran, dass es Gemeinsamkeiten und Überschneidungen gibt. Manche Therapeuten bieten auch Coachings an. Bei denen, die Unterstützung suchen, ist manchmal gar nicht so ganz klar ist, was sie jetzt wirklich brauchen.

 

Ganz grob gesagt:

Coaching richtet sich an „gesunde“, Psychotherapie an „kranke“ Menschen.

Aber macht`s das wirklich klarer? Wo hört Gesundheit auf und wo fängt Krankheit an?

Vielleicht fange ich erst mal mit den Gemeinsamkeiten an:

Psychotherapeuten und Coaches nutzen oft ähnliche Methoden. Viele Coaching-Tools – je nach Thematik – stammen ursprünglich aus der Therapie, v.a. der Verhaltenstherapie, oder haben zumindest den gleichen Ursprung. Und selbst wenn Methoden genutzt werden, bei denen du es vielleicht nicht erwartest, – sei es beispielsweise auf spiritueller Ebene, kannst du bei genauem Hinschauen auch wieder Überschneidungen erkennen.

Neue wissenschaftliche Erkenntnisse zu neurobiologischen Vorgängen und auch zur Epigenetik und eine dadurch bedingte Anpassung der Methoden, finden sowohl Eingang in bestimmte Coaching- als auch Therapiebereiche.

Und so verwundert es wahrscheinlich nicht, dass manche Therapeuten mit ihrem Wissen auch als Coaches bzw. im Coaching-Setting auf Selbstzahlerbasis arbeiten. Das kann mehrere Gründe haben:

  • das Klientel wählen zu können,
  • sich nicht an die Reglementierungen der kassenärztlichen Vereinigung halten zu müssen,
  • vom Coaching überzeugter zu sein,
  • selbst die genutzten Methoden frei wählen zu können
  • und nicht zuletzt, besser zu verdienen.

Die Unterschiede während des Coachings bzw. der Behandlung sind also manchmal gar nicht so eindeutig.

Beide Formen können sich durchaus ergänzen und können kombiniert werden.

Wie ich schon geschrieben habe: Coaching dient dem „Gesunden“ und das in vielen unterschiedlichen Kontexten: Sport, Beruf, Business, Lifestyle, Selbstfindung, Partnerschaft, Familie/Kinder, Trauerarbeit, Finanzen, Gesundheit, Leistungssteigerung u.v.m.

In der Regel initiiert der Klient das Coaching selbst und zahlt auch selbst. Manchmal wird es auch durch Dritte, z.B. den Arbeitgeber, den Verein, das Arbeitsamt oder andere übernommen.

Ein Coaching soll seinen Klienten darin unterstützen, eigene Ressourcen zu aktivieren und sich von blockierenden Überzeugungen und Konditionierungen zu lösen.

Im besten Fall ent-wickelt sich der Klient, erkennt seine eigenen Bedürfnisse und Fähigkeiten und lernt, ihnen zu vertrauen. Um das alles erreichen zu können, benötigt es eine ganz wichtige Grundvoraussetzung: die Selbstwirksamkeit.

Nur… irgendwie gilt das auch wieder für einen Patienten in Therapie, oder?!?

 

Frau am Schreibtisch mit Computer, schaut in die Kamera

Ich bin Ärztin und Coach, keine Psychotherapeutin. Ich lasse meine ärztliche Erfahrung mit in das Coaching einfließen, führe jedoch keine medizinischen Maßnahmen, auch keine Diagnosestellung durch.

Das Ergebnis ist also ähnlich, die Ausgangslage aber eine andere:

Eine Psychotherapie dient der Behandlung psychischer Erkrankungen.

Psychotherapie richtet sich demnach – wie schon erwähnt- an „kranke“ Menschen.

Rechtlich gesehen bedarf es in Deutschland der „Zulassung zur Ausübung der Heilkunde“, um eine Diagnose zu stellen, eine Therapie durchzuführen und ein psychologisches Leiden zu heilen.

Nur hier ist der Übergang manchmal fließend. Wann reicht ein Coaching bei Niedergeschlagenheit und wann muss eine Depression professionell behandelt werden?

Die Entscheidung richtet sich als erstes nach dem Leidensdruck des Patienten/Klienten:

Sucht er wegen psychologischer Erkrankung einen Psychotherapeuten auf, kann dieser eine Diagnose stellen und -wenn notwendig und erwünscht- eine Behandlung einleiten. Diese wird dann in der Regel auch von den Krankenkassen übernommen.

Geht diese Person zu einem Coach, sollte dieser das entsprechende Feingefühl haben, seine Grenzen kennen und den Klienten im Zweifelsfall an einen Therapeuten weiter verweisen.

Leider gibt es da aber noch ein Problem:

Für Therapieplätze besteht teilweise eine monatelange Wartezeit, von einer Akuttherapie, die innerhalb von 2 Wochen gewährleistet ist, abgesehen.

Einen Coach zu finden, gestaltet sich deutlich einfacher.

Aber was ist denn nun der Unterschied zwischen Coach und Therapeut?

Coaching bzw. Coach sind keine geschützten Begriffe, demnach gibt es keinerlei Vorgaben zur Ausbildung. Salopp gesagt: Coachen kann theoretisch jeder…also so tun als ob.

Der Begriff „Psychotherapeut“ hingegen ist geschützt, so nennen dürfen sich psychotherapeutisch tätige Ärzte und Psychologen mit einer auf dem Studium aufbauenden Weiterbildung in Psychotherapie. In Deutschland ist die Voraussetzung die Erlangung der Approbation im Sinne des Psychotherapeutengesetzes bzw. der Approbationsordnung für Ärzte.

Einfach gesagt: du musst dafür Medizin oder Psychologie studieren und dann noch eine mehrjährige Weiterbildung hinter dich bringen.

Im Gegensatz zur Berufsbezeichnung „Psychotherapeut ist der Begriff „Psychotherapie“ in Deutschland nicht geschützt. Daher dürfen auch andere Personen als Ärzte und Psychologische Psychotherapeuten Psychotherapie anbieten, und zwar Heilpraktiker oder Heilpraktiker für Psychotherapie. In dem Fall zahlt dann nicht die Krankenversicherung, sondern du selbst.

 

Ich biete Coachings vor Ort – hier in meiner Coaching Lounge in Malterdingen bei Freiburg – oder online an.

Kurz zusammengefasst:

Coaching darf jeder, Psychotherapie als Kassenleistung nur Ärzte und approbierte Psychologen, außerdem Heilpraktiker auf Selbstzahlerbasis.

Nochmals zurück zu den Kosten.

Wie erwähnt, die Therapie durch Psychotherapeuten wird meist von der Krankenkasse gezahlt. Das hat Vor- und Nachteile. Natürlich spart man viel Geld. Allerdings kann es schwierig werden, wenn du eine neue Lebensversicherung, eine private Zusatzversicherung, eine Berufsunfähigkeitsversicherung und ähnliches abschließen möchtest. Die Versicherer mögen psychische Diagnosen (naja, genaugenommen nicht nur psychische) überhaupt nicht und schließen dich oder zumindest deine Erkrankung aus. Auch eine Verbeamtung kann – muss aber nicht – erschwert werden.

Versteh`mich bitte nicht falsch!

Das soll auf keinen Fall bedeuten, dass du deshalb eine psychische Erkrankung nicht therapeutisch behandeln lassen sollst. Es kann jedoch in Grenzfällen, also bei eher mäßigen Schwierigkeiten, vielleicht eine Überlegung wert sein, in dem Fall lieber zu einem Coach zu gehen und selbst zu zahlen.

Stundensätze beim Coaching haben eine Vielfalt wie Sand am Meer. Es gibt keine Vorgaben. Angebot und Nachfrage regeln die Preise, nicht immer die Qualität. So kann es durchaus im zweistelligen Bereich beginnen und schwindelnde Höhen im 5 (6?) -stelligen Bereich annehmen.

Was es dir wert ist, entscheidest du, wieviel DU dir wert bist, allerdings auch.

Ich habe schon erwähnt, dass es viele unterschiedliche Bereiche gibt, in denen Coaching stattfindet (z.B. Sport, Business, Lifestyle). Häufig unterscheidet sich der Bereich aber eher im Preis als im Inhalt. In allen Bereichen gibt es vielfältige Herangehensweisen:

systemisch (mit Blick nicht nur auf die Person sondern auch auf das Umfeld), spirituell, NLP, (neurolinguistisches Programmieren), Hypnose, Embodiment, mindful self compassion, provokativ, energetisch und viele mehr.

Auch die Psychotherapie arbeitet mit unterschiedlichen Verfahren, z.B. der analytischen Psychotherapie, der tiefenpsychologisch fundierten Psychotherapie, der Verhaltenstherapie und der systemischen Psychotherapie. Zusätzlich kommen Autogenes Training, EMDR (Eye Movement Desensitization and Reprocessing), Progressive Muskelentspannung, Hypnose und andere Techniken zu Anwendung.

Wie schon weiter oben erwähnt, gibt es zahlreiche Überschneidungen zwischen den Formen der Psychotherapie und Coachingmethoden.

Worin sich Coaching und Psychotherapie deutlich unterscheiden können, ist die Zeitdauer, über die therapiert oder gecoacht wird.

Eine Psychotherapie ist in der Regel immer auf einen längeren Zeitraum (Monate) angelegt. Eine Kurzzeittherapie beinhaltet 24x50min., eine Langzeitbehandlung 60x 50min. oder länger.

Coachingssessions können einmalig oder auch wiederholt stattfinden. Meiner Erfahrung nach dient ein Einzelcoaching der Lösung einer klar umrissenen Herausforderung. Geht es um umfangreichere Themen, dauert es auch hier länger, zumal sich unter einer abgelösten Zwiebelschale gerne eine andere versteckt.

Gerne wird vermittelt, dass Coaching wirkungsvoller ist. Das mag abhängig von Coach, Therapeut, Klient und vor allem von dem zugrunde liegendem Thema auch manchmal so sein.

Was aber gerne bei dieser Aussage vergessen wird: es ist und bleibt durchschnittlich ein anderes Gut an behandelten Menschen.

Die Behandlung einer neurotischen Störung und das Coaching einer Prüfungsangst zu vergleichen, hinkt.

Gerne kommen auch bereits therapierte Patienten später zu einem Coach. Die Zeit, die vorher vielleicht zur Stabilisierung einer schweren Depression notwendig war und in der der Patient keinerlei Fähigkeit zur Selbstwirksamkeit hatte (demnach einem Coaching auch nicht zugänglich gewesen wäre), wird gerne vergessen, wenn der Coach später gute Effekte erzielt.

Eine Psychotherapie ist prinzipiell auf einen längeren Zeitraum angelegt. Dies ist auch historisch bedingt. Immerhin ist zwischenzeitlich auch eine Kurzzeittherapie möglich.

Der aktuell noch große Vorteil vom Coaching: es ist gesellschaftlich deutlich anerkannter als die Psychotherapie.

Für die meisten klingt es wesentlich schicker, wegen Burnout zum Coach zu gehen als wegen Depression in Therapie zu sein. Psychologen, Psychiater, Psychotherapeuten werden leider immer noch häufig als Seelenklempner für Bekloppte, Versager und Schwächlinge angesehen…

Auf welchem hohen Ross wir doch sitzen!

Wer ganz in seiner Mitte steht, Inspiration, Leichtigkeit, Einfluss und Durchsetzung genauso wir Sicherheit, Entspannung, Harmonie und Geborgenheit spürt und sein Leben danach lebt, der werfe den ersten Stein. 😉

Alles nochmals ganz kurz zusammengefasst:

je psychisch kränker desto Therapie

Ich hoffe, ich konnte dir mit dieser Zusammenstellung weiterhelfen. Gerne kannst du über eigene Erfahrungen berichten, wobei ich dich bitten möchte, respektvoll und wertschätzend zu bleiben.

Ich danke dir. 🙏🏻

Falls noch Fragen offengeblieben sind, stell sie gerne, und ich werde versuchen, sie so gut wie möglich zu beantworten.

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❤️ Deine Susanne

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2 Kommentare

  1. Sehr geehrte Frau Dr. Löffner,
    super Seite. Sehr informativ, und knackig zusammengefasst.
    Ich bastele gerade eine Homepage für mich (habe gerade die Prüfung zum Heilpraktiker Psychotherapie beendet).

    Mit besten Grüßen

    Reiner Janz

    Antworten
    • Lieber Herr Janz, herzlichen Dank für Ihren Kommentar. Viel Erfolg mit Ihrer Homepage! Liebe Grüße, Susanne Löffner

      Antworten

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