über mich

Ich bin Einzelkind mit zwei Lehrern als Eltern. Das prägt.

Ich war immer sehr ehrgeizig und habe viel dafür getan, meine Ziele zu erreichen. Davon habe ich oft profitiert und wäre ohne diesen Ehrgeiz sicher nicht da, wo ich jetzt stehe. Und zeitgleich war da immer ein Druck, immer eine Unzufriedenheit, denn es hätte ja noch höher, schneller, weiter sein können…

Schule und Studium waren noch sehr von dieser Einstellung geprägt. Einsicht kam eigentlich erst mit dem ersten Kind – plötzlich konnte ich nicht mehr an allen Fronten die Beste sein. Ein sehr heilsamer Einschnitt, es hat jedoch gedauert, bis ich perfekt unperfekt sein konnte….

Ich habe als Anästhesistin in der Schweiz angefangen zu arbeiten. Statt einer zügigen Facharztausbildung habe ich Ausflüge in die Innere Medizin und Chirurgie (zurück in Deutschland) gemacht, traditionellen chinesische Medizin gelernt, zwei Babypausen eingelegt und alle Varianten von Teilzeitstellen ausprobiert.

Irgendwann bin ich wieder in die Anästhesie zurückgekehrt, habe die Facharztausbildung abgeschlossen, die Weiterbildung zur Notärztin und zur Intensivmedizinerin gemacht, alles in Teilzeit neben „Mama-Sein“. Zuletzt war ich Oberärztin in einer neurologischen Rehaklinik und habe dort eine Intensivstation mit beatmeten Patienten geleitet.

Während dieser Zeit bin ich oft an meine Grenzen gekommen und über meine Grenzen gegangen und war der totalen Erschöpfung manchmal sehr nahe. Letztlich konnte ich darin aber auch immer wieder einen Anreiz finden, etwas zu verändern, um meine Situation zu verbessern.

Aus meinem ursprünglichen Wunsch, zu lernen, wie ich noch besser kommunizieren könnte, wurden mehrere Coachingaus- und -weiterbildungen. Ich habe etwas Neues entdeckt, für das ich absolut brenne. Es ist ein anderer Ansatz, Menschen zu helfen, gesund und stark zu machen. Zeitgleich habe ich mich selbst neu entdeckt und positiv verändert. Ich habe gelernt, für mich einzustehen und noch konsequenter meinen eigenen Weg zu gehen, anstatt mich durch Erwartungen leiten zu lassen.

Mit neuen Zielen habe ich schließlich nach über 20 Jahren als leidenschaftliche Ärztin 2020 die Klinik verlassen und bin jetzt als Notärztin und Coach für mentale Gesundheit sowie Ärztinnencoach tätig.

Insgesamt ist mein Lebenslauf ein Zickzackkurs. Jeder Teil war bereichernd und hat mich zu der gemacht, die ich jetzt bin.

Auch der Weg zur Familie war nicht gerade. Ich bin jahrelang durch Kinderwunschtherapien gegangen mit allen Frustrationen und Ängsten. Letztendlich hatte ich großes Glück und bin jetzt Mama zweier wunderbarer Kinder. Die ursprünglich geplante Großfamilie wurde es nicht – heute weiß ich, dass das auch mein Untergang geworden wäre.😉

Ein weiterer Lebenseinschnitt: Trennung, Scheidung, neuer Partner… und der Versuch, die Kinder dabei so sanft wie möglich durchzugeleiten. Auch hier habe ich viele Ängste, Schuldgefühle und eine große Verantwortung erlebt und viel gelernt.

Warum ich das alles erzähle?

Ich bin glücklich und zufrieden und noch immer eine leidenschaftliche Ärztin. Ich schaue auf meine verwinkelten Wege und bin stolz.

In erster Linie bin ich aber dankbar. Ich bin meinen Eltern dankbar für meine Kindheit und meine Erziehung, die mir die Richtung vorgegeben haben.

Ich bin dankbar für alle Wegbegleiter, die mich geformt haben, auch wenn es nicht immer angenehme Begegnungen waren.

Ich bin dankbar für alle Erfahrungen, gute wie schlechte, denn es war immer eine Art Feedback, aus der ich gelernt habe.

Ich bin dankbar, dass die Wege nicht immer eindeutig und klar waren, dass sie nicht gerade und vorgezeichnet waren. Ich hätte sonst viel weniger gesehen, erlebt, erfahren und vor allem viel weniger gelernt.

Ich bin auch dankbar für die negativen Erfahrungen, denn sie haben mich die guten Dinge schätzen gelehrt. Ich bereue nichts, ich blicke auf jeden Abschnitt meines bisherigen Lebens mit gutem Gefühl zurück.