Was will ich als Mama, Partnerin, Ärztin und Coach bewirken?
Frau am Strand mit Blick aufs Meer

Dieses Jahr nehme ich wieder an einer Blogchallenge teil, auch wenn mein Blog seit Beginn meines Podcasts etwas vereinsamt ist. Mich hat es gereizt, mir diese Frage zu stellen, wieder tief in mich hineinzuhören.

Was will ich bewirken?

Es hängt sehr stark mit meinem WARUM zusammen und auch wenn ich dachte, dass es für mich ganz klar wäre, hat diese Reflektion wieder völlig neue Erkenntnisse hervorgebracht. Und wer weiß, wie ich in 10 Jahren darüber denke?

Ich bin ehrlich. Zu dir, aber auch zu mir. Vielleicht ehrlicher als je zuvor.

Als Ärztin möchte ich Menschen dabei unterstützen, gesund zu werden und zu bleiben.

Und genau das hätte ich vor einigen Jahren noch ganz anders formuliert. Wahrscheinlich hätte ich als erstes die Standardantwort gegeben: „Ich möchte helfen.“ Aber ist das nicht Nebel in Tüten? Helfen könnten wir an allen Ecken und Enden – dazu müssen wir nicht Medizin studieren.

Nein.

Also ja, mir war es auch wichtig, zu helfen, ohne Frage. Aber letztlich war es die Medizin, die mich fasziniert hat. Das Wunderwerk Mensch. Es war spannend, abgefahren, eine tägliche Herausforderung, es noch besser zu wissen und zu können. Zu siegen gegen die Tücken der Natur. Das Retten hat sich gut angefühlt – in dem Glauben, ich wäre die Retterin.

Ärztin

Ich bin Anästhesistin, Intensiv-, Notfall- und Stressmedizinerin. Gerade die Intensivmedizin hat es mir früher unglaublich angetan. Inzwischen hat die Stressmedizin einen großen Anteil an meiner Arbeit.

Und nun bin ich grottenehrlich:

Ich suchte die Anerkennung.

Zwei Dinge habe ich dabei übersehen.

1. Im Außen Anerkennung zu suchen als Ersatz für eine, die im Inneren fehlt, macht auf Dauer nicht zufrieden. Es ist eher wie eine Sucht, die einen immer weitertreibt – wie den Esel die Karotte.
Diesem Thema musste ich mich auf andere Weise nähern: Ich habe angefangen, mir selbst zu helfen. Und das ist schwieriger als alles andere. Das lernt man nicht im Studium. Ich habe daran gearbeitet, innerlich frei zu werden, um nicht alles „um zu“ zu machen, sondern um wahrhaft für mein Gegenüber da sein zu können. Ich bin bei weitem nicht am Ziel, aber ich bemühe mich, jeden Tag ein Stückchen weiter zu kommen.

2. Ich als Ärztin bin es nicht, die heilt. Und wir SchulmedizinerInnen sind hier oft sehr anmaßend. Wir glauben, wir könnten alles wieder gut machen. So wird es oft nach außen propagiert und genauso lernen wir von Anfang an zu denken. Die Folge: wir laden uns Verantwortung über Verantwortung auf – und gehen irgendwann daran kaputt.

Nein.

Heilen kann nur der Mensch selbst. 

In voller Selbstverantwortung. Wir können dabei nur unterstützen, wir können Brücken bauen, aber laufen muss der Patient selbst.

Aktuell bin ich nicht als Ärztin tätig. Aber es fehlt mir. Vor allem möchte ich irgendwann mal wieder mit meiner neuen Brille, meinem neuen Bewusstsein als Ärztin arbeiten. Ich glaube, 20 Jahre lang war die wahrhafte Bestimmung nicht alleine, anderen zu helfen, sondern ich versuchte, mir dadurch selbst zu helfen. Das ist jetzt (hoffentlich) anders.

Als Coach möchte ich ÄrztInnen stark und erfolgreich machen, damit sie mit Freude ihren Beruf (er)leben, authentisch souverän führen und zum Vorbild werden.

Dozentin

Als Coach gebe ich Workshops, Seminare und biete 1:1 Coachings an für ÄrztInnen, die wieder mehr Freude und Leichtigkeit in ihrem Job haben und authentisch souverän führen möchten.

Dieser Wunsch erwächst aus dem ersten Punkt. Ich habe in den letzten Jahren so unendlich viel über mich gelernt… und über andere. Dadurch, dass ich selbst gecoacht wurde, aber natürlich auch durch die vielen Ausbildungen und Coachings, die ich selbst anbiete. Inzwischen verstehe ich so viel mehr – warum wir so ticken, wie wir ticken. Und auch wenn das niemand hören möchte, auch wenn es so abwertend klingt – was ich absolut nicht so meine:

Gerade wir im Gesundheitssystem, vielleicht sogar wir alle in sozialen Berufen, wir haben diesen Beruf nicht aus purem Altruismus ergriffen.

Die Wurzel liegt in unserer Persönlichkeit. (Zumindest bei sehr vielen.) Die meisten von uns haben einen ausgeprägten Wunsch nach Harmonie und Anerkennung. Dafür sind wir bereit, Opfer zu bringen, über unsere Grenzen zu gehen, uns immer hinten anzustellen. Nicht weil es so schön, so gesund und so zufrieden machend ist. Sondern weil wir dafür angesehen sind, als Balsam für die Seele. Weil wir dafür immer ein Stückchen Karotte abbeissen dürfen. Weil es uns zu „guten Menschen“ macht. Weil wir dafür sogar beklatscht werden…

Darum gibt es für mich einen ganz wichtigen Punkt, um aus der Spirale der Aufopferung, des Höher, Schneller, Weiter, des lieb und nett Seins – was langfristig absolut auf unsere Kosten geht – heraus zu kommen. Wir müssen uns mit uns selbst beschäftigen.

Wir dürfen dazulernen. Wir dürfen die Eigenschaften, die wir (noch) nicht haben, wie Durchsetzungsfähigkeit, die Fähigkeit, uns abzugrenzen, nein zu sagen, lernen. Wir dürfen uns mit unseren Ängsten befassen, Kontrolle  abgeben und vieles mehr.

Genau dann können aus guten ÄrztInnen auch gute Führungskräfte, gute Wegbereiter, gute Vorbilder werden: ÄrztInnen, die in sich selbst ruhen, die sich nicht hinter ihrer eigenen Fassade verstecken müssen. Es sind Menschen, die sich trauen, Verletzlichkeit zu zeigen und genau daraus ihre Souveränität gewinnen. Es sind Menschen, die sich nicht selbst erhöhen müssen, weil sie sich sonst zu klein oder nie gut genug fühlen.

Und dabei möchte ich von Herzen unterstützen, begleiten, andere stark machen, andere dahin führen, dass sie sie selbst sein können – ohne Masken – ohne Fassaden – ohne Schutzpanzer.

Ich möchte eine Veränderung des Gesundheitssystems bewirken. 

Ich habe die Vision von einem System, das den PatientInnen als Mensch gerecht wird, sie optimal darin unterstützt, gesund zu werden und gesund zu bleiben, ohne ihnen ihre Verantwortung für sich selbst abzunehmen.

Es wird so viel über das Gesundheitssystem geschimpft. Und ja, es ist nicht das, was es sein soll. Es braucht ganz, ganz dringend eine Veränderung. Ich bin allerdings überzeugt, dass diese Veränderung nie von außen kommen wird. Kein Politiker dieser Welt wird sich mit den ganzen Lobbys anlegen und den unzähligen Menschen, die jetzt von diesem System profitieren, auf die Füße treten.

Nein.

Es wird sich nur ändern, wenn WIR anfangen umzudenken.

Erst wenn die Menschen da draußen wieder beginnen, ihre Verantwortung für sich selbst zu übernehmen, wird es eine Änderung geben. Erst wenn wir alle – inklusive uns ÄrztInnen – anfangen, unsere Gesundheit als hohes Gut anzusehen.

Dazu ist es notwendig, dass wir MitarbeiterInnen des Gesundheitssystems damit aufhören, die ganze Verantwortung auf uns zu nehmen. Ich habe es oben schon erklärt. Hier gilt es, die Grenze zu ziehen und klar zu kommunizieren.

Notarztfahrzeug von hinten mit zwei Kaffeetassen auf der Ablage

Gute Fürsorge fängt immer bei Selbstfürsorge an.

Und insgesamt gilt das, was ich schon bei den beiden vorherigen Punkten geschrieben habe. Solange wir ÄrztInnen uns aufopfern, keine Grenzen ziehen – solange wird es immer Menschen geben, die genau diese Grenzen überschreiten oder sich das nehmen, was wir geben. Keiner wird freiwillig aus Mitgefühl für uns zurücktreten. Der Wandel fängt bei uns selbst an. In uns selbst. Das System ist so gewachsen durch die Menschen, die darin stecken. Und wenn wir nicht im Innen damit anfangen umzudenken, anders zu handeln, unsere eigenen Schmerzpunkte anzugehen, wird sich nichts Wesentliches verändern.

Ich möchte meine Kinder darin unterstützen, selbstständig, selbstbewusst und sozial, ihren Herzensweg zu gehen und ein zufriedenes Leben zu führen.

Nun habe ich viel über meine beruflichen Bestimmungen geredet. Es gibt aber noch einen großen wichtigen anderen Teil in mir. Meine Familie. Auch hier möchte ich nicht untätiger Statist sein, sondern eine Aufgabe erfüllen.

Meine Kinder sind mein Einundalles. Sie habe ich mir sehnlichst gewünscht. Für mich sind Kinder aber nicht nur die Erfüllung des eigenen Traums. Dazu werden sie unbewusst schon häufig genug „gebraucht“.

Sie tragen nicht die Verantwortung dafür, dass ich glücklich werde. Das können sie nicht – genau wie es kein anderer Mensch kann.

Ich möchte Ihnen das vorleben, was mir lange Zeit Schwierigkeiten gemacht hat: mich so zu zeigen, wie ich bin.

Ich möchte Ihnen auch gerne Werte mitgeben. Ja, sie sollen ihre eigenen finden und nach ihnen streben. Und doch gibt es Dinge, die mir so wichtig sind, dass ich ihnen vorleben möchte, dass es Sinn macht, sie zu haben: z.B. Ehrlichkeit (vor allem zu sich selbst), Verlässlichkeit, Selbst-Fürsorge, Respekt, Freude, Leidenschaft und Vertrauen.

Ich habe lange gebraucht, um ich selbst zu sein.
Mutter und Tochter im Sonnenuntergang

Kinder brauchen uns als Vorbild, weniger als Erzieher.

Für mich war es Arbeit, dort hinzukommen. Ich habe es aber nicht nur für mich getan, sondern auch für sie. Ich weiß, dass wir Kindern ungewollt so viel mehr mitgeben, als uns lieb ist: unsere Ängste, unsere unsinnigen Überzeugungen und unsere alten Verletzungen. Ich wünsche mir, es zumindest zu einem Teil, vermeiden zu können. Ich möchte der Cyclebreaker sein. Auf sie warten genügend Herausforderungen in dieser Zeit – da müssen sie sich mit meinen nicht zusätzlich herumschlagen.

Ich möchte meinen Anteil zu einer Partnerschaft in bedingungsloser Liebe beitragen, in der ich meinen Partner darin unterstütze, die beste Version von sich selbst zu werden.

Ich bin geschieden. Ich lebe in einer neuen Partnerschaft. Hat das meine Idee von Beziehung verändert? Mache ich es jetzt anders? Nein und ja. Die Partnerschaft ist jetzt anders. Es ist auch ein anderer Mann. 😉 Was aber den Unterschied macht, ist mein anderes ICH. In meine Ehe bin ich so reingegangen, wie es wahrscheinlich die meisten tun. Man verliebt sich, wird ein Paar und dann beginnt man ein gemeinsames Leben. Ich denke, die wenigsten setzen sich mit der Frage, wie die Partnerschaft/ Ehe gut funktionieren wird, auseinander, bevor es die ersten kräftigen Schwierigkeiten gibt. Danach ist man vielleicht schon ein wenig überlegter.

Paar mit Hund am Meer

Eine erfüllte Partnerschaft entsteht aus Vertrauen und dem Wunsch, den anderen darin zu unterstützen, die beste Version von sich selbst zu werden.

Ich weiß nicht, ob ich es grundsätzlich anders gemacht hätte… wenn ich mich nicht selbst verändert hätte. Ich mache mir jetzt viel mehr Gedanken über Beziehung. Ich sehe den Sinn darin, auch hier den anderen Menschen, darin zu unterstützen, die beste Version von sich selbst zu werden. Ich fördere, ich fordere ( auch unabsichtlich 🙈). Und ich arbeite immer wieder daran, meine Verantwortung bei mir zu lassen und seine bei ihm.

Das heißt, ich versuche nicht, ihn zu verändern, ihn passend zu machen.

Wenn Konflikte auftauchen, schaue ich danach, welchen Beitrag ich dazu geleistet habe. Was hat es in mir ausgelöst, wo war ich empfindlich, verletzbar. Wo war ich ungerecht? Und wo ist es mir (wieder mal) schwergefallen, ihn genau so zu nehmen, wie er ist. Das klappt bei weitem noch nicht immer. Auch ich stecke nach wie vor in meiner Haut. Ich darf immer mehr lernen, seine Grenzen zu sehen und zu respektieren.

Dazu benötigt es viel Vertrauen, Offenheit, viel Ehrlichkeit und vor allem die Bereitschaft für Verstehen und Verständnis… und ein bisschen Humor – wie eigentlich in jeder Form von Beziehung.

Dazu kommt die Arbeit daran, Liebe, nicht nur Liebe sein zu lassen, sondern diese Liebe immer bedingungsloser zu leben. Je besser wir es hinbekommen, desto besser können wir aneinander, miteinander und zueinander wachsen. Und das Ziel ist, eine wunderbare Zeit zu haben. Jetzt und in so weiter Zukunft wie möglich. Was ich damit bewirke? Ich hoffe doch sehr, zumindest zwei glückliche Menschen, die auch in Jahren noch gemeinsam lachen können. 😁

Zum Schluss habe ich noch einen ganz allgemeinen Wunsch an mein Wirken:

Ich möchte mehr Freundlichkeit und Freude, mehr Ehrlichkeit, mehr gegenseitige Rücksichtnahme und Unterstützung in die Welt bringen, indem ich damit vorangehe.

Ich glaube, dazu gibt es nicht mehr viel zu sagen.

Um das zu bewirken, was ich bewirken möchte, bleibe ich Ärztin. Zudem arbeite ich als Coach für ÄrztInnen. Ich bin Mama und ich bin Partnerin und in allerallererster Linie bin und bleibe ich Mensch. Ein Mensch mit einem Herzen, das ich immer weiter öffnen möchte. Ich bin bei weitem nicht perfekt. Ich mache Fehler, jeden Tag. Ich scheitere, ich falle, ich stehe auf. Genau das gehört dazu.

 

Hinterlassen möchte ich meinen ganz persönlichen Fußabdruck und Menschen, die ich inspiriert habe, es mir gleich zu tun.

Möchtest du als ÄrztIn Stress und Überforderung hinter dir lassen, in die souveräne (Selbst-) Führung gehen und damit Zufriedenheit, Spass, Zeit und Umsatz gewinnen?
Dann lass` dich gerne von mir unterstützen!

❤️ Deine Susanne

6 Kommentare

  1. Mal wieder ein super schöner Artikel Susanne!
    Du inspirierst Menschen, Ärzte mit deinem MENSCH-Sein – du inspirierst mich !
    Danke dafür ❤️
    Vieles von deinen so schön gewählten Worten geht in Resonanz mit mir!

    Ich freue mich schon sehr auf den Mindful Medical Women Summit – GEMEINSAM sind wir stark und können VERÄNDERUNG von innen heraus bewirken !

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    • Liebe Anna, vielen lieben Dank für deinen Kommentar. Ich freue mich sehr, dass ich dich inspirieren darf! ❤️ Und ich freue mich, dich bald persönlich kennenzulernen.

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  2. Liebe Susanne,

    Ein wunderbarer Beitrag – vor allem die Ehrlichkeit über die eigene Motivation, anderen zu helfen, finde ich sehr stark. Vielleicht ist es gut, dass du Ärzten ein Vorbild gibst. Wer weiß das schon.

    Alles Liebe, Korina

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    • Liebe Korina, vielen lieben Dank für deinen Kommentar.❤️ Ich hoffe sehr, dass ich Vorbild sein kann.

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  3. Liebe Susanne. Dieser Artikel ist so unglaublich authentisch. So herrlich reflektiert. Da merkt man die ganze innere Arbeit, die Du geleistet hast. Deine Botschaft, dass das große Ganze sich nur ändern kann, wenn die Änderung bei jedem selbst anfängt, teile ich. Und auch in der Botschaft, sich klarzumachen, dass man durch das Helfen häufig nur den eigenen Selbstwert stabilisiert, steckt sehr viel Wahres. Ich wünsche Dir von Herzen alles Liebe und viel Erfolg auf Deinem Aufklärungsweg. Liebe Grüße Julia

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    • Liebe Julia, ganz herzlichen Dank für deinen Kommentar. Ich freue mich sehr, dass du es auch so siehst. 🙏🏻

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