„Zum ersten Mal ist mir klar geworden, dass es meine Mutter gar nicht böse gemeint hat. Sie konnte einfach nicht anders.“
„Mein Chef versucht nur, die Abteilung zusammenzuhalten. Er hat gar nichts gegen mich. Eigentlich braucht er Unterstützung, nicht ich.“
„Bisher dachte ich immer mein Vater sei der Böse, jetzt habe ich einen ganz anderen Blick.“
„Ich glaube, ich habe mich bisher gar nicht getraut, wirklich Geld zu verdienen. Aber wenn ich es nicht möchte, kann es ja auch gar nicht klappen…“
Das sind alles Sätze, die ich nach imaginativen Aufstellungen gehört habe.
Was ist eine Aufstellung?
Eine Aufstellung ist eine Methode aus der Psychotherapie oder dem Coaching bei dem Beziehungen Situationen und Konflikte durch Stellvertreter im Seminarraum nachgestellt werden. Dabei lassen sich Verstrickungen, Abhängigkeiten und vor allem das Innere Bild des Klienten von einem Systems abbilden und gegebenfalls neu deuten.
Der Klient kann so eine neue Ressourcen-vollere Sicht auf alte Erfahrungen bekommen oder mit dem Blick eines Erwachsenen neu verstehen.
Bei Aufstellungen geht es immer um unser Zugehörigkeitsgefühl. Uns zugehörig zu fühlen, ist eines unserer ganz tiefen Grundbedürfnisse. Es steckt schon in unseren Genen. Unsere Vorfahren hätten es alleine nicht geschafft, zu überleben…und genau genommen, können wir das heute auch nicht.
In unseren ersten 24 Lebensmonaten ist noch kein Ich-Gefühl vorhanden. Wir gehen in Resonanz mit unseren wichtigsten Bezugspersonen, wir spiegeln sie und ihre Emotionen, nehmen ihre Gefühle als unsere wahr. Wird uns in einem gesunden Maß Stolz gezeigt, nachdem wir beispielsweise die ersten Schritte vollbracht haben, lernen wir nach und nach, selbst Stolz zu empfinden.
So werden wir erst mit der Zeit unseres Ich-Gefühls bewusst. In unserem Gehirn entsteht ein Bild, eine mentale Landkarte, auf dem wir die Menschen um uns herum, uns selbst und die Beziehung zueinander abbilden. Wir bauen uns also ein inneres soziales System. Und damit werden unsere Bindungserfahrungen repräsentiert.
Uns schmerzt es extrem, wenn wir den Eindruck haben, eben nicht einer bestimmten Gruppe angehören zu können oder dürfen. Das ist nicht nur im Kindesalter so. Bindungserfahrungen machen wir auch nicht nur in unserer Kindheit.
Unser Gehirn ist neuroplastisch, also veränderbar, formbar…
und so haben wir auch später die Möglichkeit, alte Erfahrungen mit Auswirkung auf unser Ich-Gefühl durch neue, bessere Erfahrungen zu ersetzen.
Bei einer Aufstellung wird mit Systemen gearbeitet.
Wir stecken in vielen verschiedenen Systemen, die alle ineinandergreifen. Da ist einmal unsere Ursprungsfamilie, Mama, Papa, Geschwister, Großeltern. Aber auch unsere jetzige Familie oder Partnerschaft, unser Freundeskreis, unsere Arbeitsstelle. Alles sind Systeme. Tauchen darin Probleme auf, wackelt es. Das emotionale Problem liegt in dem Fall nicht beim Klient selbst, sondern es liegt ein emotionaler Stress auf Zugehörigkeitsebene, ein Stress im System vor. In dem Fall braucht das soziale System, also die mentale Landkarte, Ressourcen, um wieder ins Gleichgewicht zu kommen.
Konflikte innerhalb der Familie, die du als Kind miterlebt hast, können auch heute noch dein Auftreten in Systemen (z.B. am Arbeitsplatz) beeinflussen.
Ich arbeite mit imaginativen Aufstellungen, also mit der Vorstellung des Klienten. Der Vorteil dabei ist dass es sich deutlich einfacher organisieren lässt, dass es online möglich ist und vor allem dass jegliche Interpretation alleine durch den Coachee erfolgt.
Um ein bisschen besser zu verstehen, was es mit dem inneren Bild oder der inneren Repräsentation auf sich hat, kannst du dir vor deinem inneren Auge vorstellen, alle Menschen, die du kennst, wären um dich herum versammelt. Nun stelle dir vor, wo deine beste Freundin steht: vor dir, neben dir, hinter dir, siehst du sie schwarz-weiß oder bunt, ist sie größer oder kleiner als du, steht sie nah oder fern? Und nun machst du das gleiche mit jemandem, der hierarchisch über dir steht, mit jemandem mit dem du im Streit bist, mit jemandem zu dem du keinen Kontakt mehr hast… Und du wirst feststellen, dass du ganz unterschiedliche Bilder von den einzelnen Personen wahrnimmst und ihnen dadurch selbst unterschiedliche Bedeutungen zuteilst.
Es sind Bewertungen von Menschen und Situationen, die möglicherweise deiner Wahrheit, aber nicht der Realität entsprechen. Es ist deine innere Repräsentation.
Auf diese Weise kannst du beispielsweise deine Ursprungsfamilie aufstellen, um Themen zu lösen, die etwas mit der Zugehörigkeit in deiner Kindheit zu tun haben. Aber auch andere Systeme können neu bewertet oder anders verstanden werden:
deine jetzige Familie,
dein Job,
eine zukünftige Planung oder aber auch
dein inneres Team, wenn du beispielsweise einen sehr starken inneren Kritiker hast. Aufgestellt werden können Menschen (Kunden, Patienten, Kollegen) oder auch Dinge: eine Klinik, Geld, Freizeit…
Das Gefühl sozialer Verbundenheit ist übrigens nicht nur für unser Wohlgefühl vonnöten. 2010 wurde von Holt-Lunstad, Smith und Layton gezeigt, dass das Fehlen tiefer echter Verbindungen zu anderen Menschen die Sterbewahrscheinlichkeit mehr erhöht als übermäßiger Alkoholgenuß oder sogar Rauchen.
Das Fehlen tiefer echter Verbindungen zu anderen Menschen erhöht die Sterbewahrscheinlichkeit mehr als übermäßiger Alkoholgenuß oder sogar Rauchen.
Hast du häufig das Gefühl, nicht dazuzugehören?
Leidest du unter Konflikten im Job, fällt dir die Arbeit im Team schwer?
Hast du Lust?
Möchtest du alte Verstrickungen lösen?
- Hast du Schwierigkeiten, bei denen du das Gefühl hast, dass sie etwas mit deiner Ursprungsfamilie zu tun haben?
- Bist du jemand, der extrem an anderen klammert oder übermäßig nach Freiheit strebt?
- Leidest du unter Konflikten im Job, fällt dir die Arbeit im Team schwer?
- Steht dir immer wieder dein innerer Kritiker im Weg?
- Oder merkst du, dass du dein Ziel nie erreichst, weil du Kritik, Neid oder den Ausschluss aus einer Gruppe befürchtest?
Dann lass uns schauen, ob dir eine imaginative Aufstellung weiterhelfen kann.
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