Wie du deinen Stress selbst beeinflussen kannst.
ICH? Stress?

Stress ist für mich lange Zeit ein völlig unnötiges Wort gewesen.

Ich habe doch keinen Stress!

Ja, es ist turbulent, chaotisch, viel los oder der tägliche Wahnsinn gewesen, aber nein, Stress habe ich nicht gehabt. Für mich ist, Stress zu haben, ein Zeichen von Schwäche gewesen. Das haben vielleicht meine überforderten Nachbarinnen gehabt, ich aber sicher nicht.

Ich kann alles und ich muss alles schaffen.

Ich bin felsenfest überzeugt gewesen, dass ich alles schaffen kann und vor allem alles schaffen muss:

Teilzeitstelle als Ärztin mit Nacht- und Wochenenddiensten, regelmäßige Fortbildungen 2 Kinder mit den zugehörigen Aktivitäten in Kindergarten, Schule und Vereinen, Haushalt, Ehe, Eltern und Freundschaften.

Ich habe sehr hohe Ansprüche an mich selbst gehabt:

perfekte Mutter, perfekte Familie, perfekte Freundin, Karriere – auch in Teilzeit.

Abends habe ich oft Fortbildungen vorbereitet, freiwillig SOPs (standard operating procedures) geschrieben, Einarbeitungskonzepte als Assistentensprecherin gebastelt oder Fachzeitschriften gelesen. Ich wollte ja nicht als die „Hobbyanästhesistin“ angesehen werden. Zeitgleich sollten meine Kinder aber auch die gleichen Freizeitangebote haben wie die Nachbarskinder und auch sonst perfekt versorgt sein.

Hatte ich Stresszeichen?…

Mein Motto ist gewesen: alles wird ignoriert, bis es weggeht.

Ich habe damals nach jedem Nachtdienst Ibuprofen oder Novalgin wegen Spannungskopfschmerzen, oder manchmal Migräne genommen. Nackenverspannungen sind Routine gewesen, genauso wie ISG-Beschwerden.

Magenschmerzen oder Durchfälle … „Geht auch wieder weg.“

Ich habe in Erinnerung, dass ich mich irgendwie immer fertig gefühlt habe. „Das ist mit kleinen Kindern halt so…“, hat irgendjemand mal zu mir gesagt.

Ich habe keine Zeit für so etwas.

Die Ratschläge, mach doch mal was für dich, mach Sport, geh zum Yoga… Haha, wann habe ich dafür Zeit gehabt? Vorher musste immer alles andere erledigt werden.

Meine Mutter hat mich immer wieder darauf hingewiesen, dass es bei uns so hektisch und schnell sei, dass nie Ruhe einkehren würde und dass das nicht gut für die Kinder sei. Ich habe das damals als ganz schön anmaßend empfunden.

Kennst du die Burnoutspirale?

Bis 7.oder 8. habe ich es regelmäßig geschafft.

Ich denke, ich bin nicht die einzige, der es so geht.

Ärztin und Mutter zu sein, ist eine große Herausforderung.

Bei der Arbeit gibt es unzählige Stressoren:

 

  • die Erwartungen vom Chef, den Oberärzten, den anderen Kollegen.
  • Nacht- und Wochenenddienste
  • hohe Verantwortung
  • Ansprüche von Patienten und Angehörigen
  • teilweise schlechte Einarbeitung oder mangelnde Unterstützung
  • Umgang mit Krankheit und Sterben
  • anspruchsvolle Kommunikation
  • ständiger Zeitdruck durch Personalmangel, Arbeitsverdichtung, bürokratischen und juristischen Vorgaben
Auch privat bleibt der Stress nicht aus.

Kinder an sich schaffen es ziemlich regelmäßig, die eigenen Grenzen herauszufordern. Und da sind die Ansprüche der Gesellschaft:

Die Kinder sollten Sport machen, früh Sprachen und Instrumente lernen, aber natürlich auch spielen und Sozialverhalten lernen. Und du als Mutter fühlst dich immer verantwortlich, auch da alles richtig zu machen.

Nicht zu vergessen ist das Thema Kinderbetreuung. In der Stadt mag das ganz gut funktionieren, auf dem Land, eine KiTa oder einen Kindergarten zu finden, der die Arbeitszeiten einer Ärztin abdeckt – utopisch.

Mein Sohn hatte 4 verschiedene Tagesmütter+ KiTa und Kindergarten, Oma& Opa sind immer wieder 2 ½ Std. angereist, um Dienste abzudecken.

Ich könnte jetzt noch stundenlang jammern.
Hilft mir das? Hat es mir damals geholfen? Nein. Es ist wie es ist.
Und trotzdem kannst du es ändern. Leider habe ich das erst viel später verstanden.

Äussere Stressoren sind da, in allen Farben und Formen. Ganz ohne Frage. Was ganz viele – und damals auch ich – meist übersehen, sind unsere persönlichen Stressverstärker:

Persönliche Stressverstärker

Wie sehr machen wir uns abhängig von den äußeren Erwartungen und Bewertungen?

Wieviel machen wir in dem Wunsch, anerkannt zu sein und stellen dafür unsere eigenen Bedürfnisse völlig in den Hintergrund?

Wie sehr sind wir auf unsere Außenwirkung bedacht, anstatt wirklich wahrzunehmen, was für uns selbst am besten ist?

Wie groß ist unser Perfektionismus?

Wie groß die Angst zu versagen?

Wie sehr hören wir auf den Rat anderer, anstatt auf unsere Intuition zu achten?

Fühlt es sich abends nur gut an, wenn wir uns angestrengt oder etwas geleistet haben?

Wie groß ist unsere Angst, Fehler zu machen?

Wie schnell haben wir Schuldgefühle?

Wie gut können wir uns abgrenzen?

Wie selbstbewusst sind wir, Dinge anders als andere zu machen?

Diese Dinge sind entscheidend dafür, wieviel Stress du wirklich hast.

Ich habe lange gebraucht, um das zu verstehen. Für mich haben viele dieser Punkte gegolten:

Meine Außenwirkung war mir unglaublich wichtig, ich war perfektionistisch, ich brauchte die Anerkennung von außen, ich war äußert bemüht, die Erwartungen meiner Eltern, meiner Familie, meiner Vorgesetzten zu erfüllen, oder vielmehr zu übertreffen.

Die Frage einer Nachbarin: „sag mal, wie schaffst du das alles?“, war Balsam für die Seele anstatt mich wachzurütteln.

Leider musste ich vor oder wahrscheinlich auch für die Erkenntnis 2x recht weit in der Burnoutspirale kommen. Ich würde mir wünschen, es hätte mir vorher jemand erklärt. Aus einem tiefen Tief sich wieder hochzuarbeiten ist anstrengend und schmerzhaft.

Wie erkennst du, dass du etwas ändern solltest?

Schreib`dir 10 Dinge auf, die du gerne tust oder die dir wichtig sind, zum Beispiel zum Yoga zu gehen oder dich mit Freunden zu verabreden. Ordne die Liste. Nach oben kommt, was dir davon am wichtigsten ist, und dann geht`s weiter mit abnehmender Priorität.

Schau dir diese Liste an. Wenn du die drei obersten Dinge nicht mehr tust, ist es höchste Zeit, das Thema Stress anzugehen.

Was kannst du tun?

An erster Stelle darfst du dir darüber bewusst werden, wo sich deine eigenen Stressverstärker verstecken.

Beobachte dich!

Wie gehst du mit dir um?

Welche Stelle nimmst DU SELBST bei dir ein?

Erlaubst du dir, auch mal schwach zu sein, krank zu sein, etwas unperfekt zu machen oder fühlt sich das sofort richtig schlecht an?

Schau genau hin, vielleicht auch zweimal.

An welchen Stellen grenzen sich andere besser ab?

Welche Dinge sind anderen egal?

Wo sagen andere nein und du ja?

 

Wann vergleichst du dich?

Wie wichtig ist dir die Wirkung auf andere?

Wie überzeugt bist du davon, dass ein anderer Weg „Scheitern“ bedeutet?

 

Hast du das Gefühl, besser als andere sein zu müssen?

Schaffst du es jemals, stolz auf dich zu sein?

Meist stecken Erfahrungen und Prägungen aus der Kindheit dahinter.

Die eigenen Stressverstärker zu erkennen und das Bewusstsein dafür zu bekommen, ist ein erster großer Schritt. Sich davon wirklich zu lösen, ist Arbeit.

Dahinter stecken oft ganz alte Überzeugungen (Glaubenssätze), die du wahrscheinlich in der Kindheit so oft oder so emotional gefärbt gehört hast, dass du sie zu deiner Wahrheit gemacht hast.

Manchmal stecken Verletzungen dahinter, die dir jetzt gar nicht mehr bewusst sind.

Als Kind wurdest du geprägt von deinen Eltern, deinen Erziehern, deinem Umfeld, natürlich auch von deiner Kultur und möglicherweise durch die Religion. Viele Dinge, die du damals gelernt hast, waren vielleicht zu dem Zeitpunkt sinnvoll, vielleicht waren es aber auch nur althergebrachte Überzeugungen, die dir wahrscheinlich in bester Absicht übertragen wurden. Das bedeutet nicht, dass sie dir jetzt noch dienlich sind.

Die Blockade sitzt nie im Ereignis, sondern in deinem Nervensystem.

Das Spannende daran ist, dass eine Blockade nie in dem Ereignis sitzt, das du in deiner Erziehung erlebt hast. Es sitzt in deinem Nervensystem und ist dadurch gekennzeichnet, dass sich bestimmte Verbindungen von Nervenzellen, also ein neuronales Netzwerk gebildet hat. Unsere Erinnerung ist also pure Biochemie.

Glücklicherweise ist unser Gehirn neuroplastisch. Es kann sich immer wieder verändern.

Alte Verbindungen können gelöst werden, neue aufgebaut.

Und genau so, kannst du deine persönlichen Stressverstärker bearbeiten – löschen, verändern, drehen, abmildern, was auch immer notwendig ist.

Viele Dinge kannst du selbst. Wenn du dir bewusst bist. Manchmal brauchst du vielleicht Unterstützung von einem Therapeuten oder Coach.

Was ich dir aber ganz sicher sagen kann: es ist manchmal mühsam, aber es ist es wert. Sich von der Außenwirkung unabhängig(er) zu machen, nicht ständig auf der Suche nach Anerkennung zu sein, bringt unglaubliche Freiheit.

Und plötzlich darfst du dir erlauben, Pausen zu machen, dich selbst zu umsorgen, DU zu sein.

 

Möchtest du mehr dazu wissen oder suchst Unterstützung? Dann schreibe mir gerne unter loeffner@coaching-your-dream.de oder besuche meine Seite.

Ich freue mich sehr über Kommentare, Anregungen und Kritik.❤️

Alles Liebe, deine Susanne

 

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